Leseprobe 1
Leseprobe zu
Der Herzensdieb
- eine mittelalterliche Legende -
(Teil 1 der Trilogie)
Irgendwann sollte dann auch das längst bestellte und somit mehr als überfällige Schwert gestohlen werden, welches Volker nicht mehr bringen konnte. Aber da dieser ja von jener Mission nicht zurückkehrte, wollte es niemand freiwillig wagen. – Egal, welcher Anteil an Geld einem dafür vom Herrn der Diebe versprochen wurde, der sein Angebot drastisch erhöht hatte. Hauptsächlich ging es ihm nämlich speziell bei diesem Auftrag nicht mehr um die reiche Bezahlung, sondern um seine Kunden zufriedenzustellen und den guten Ruf als beste Diebesgilde zu bewahren. Schließlich wurde der Auftrag dann, im wahrsten Sinne des Wortes, jemandem zugewürfelt, wie man es bei uns in der Diebesgilde immer mit unbeliebten Missionen macht: Der Herr der Diebe sucht sich sechs fähige Leute aus, deren Können er dem Auftrag entsprechend einschätzt. Diesmal waren es Leon, Sixtus, Xenia, Tassilo, Raven und loyal wie er war, er selbst. Jeder wählt eine unterschiedliche Zahl von eins bis sechs. Dann wird gewürfelt. Jener Dieb, der die gewürfelte Zahl wählte, ist an der Reihe.
Hätte ich mein Können realistisch dementsprechend eingeschätzt, hätte ich es für so viel Geld gerne gemacht. Immerhin war Volkers damaliges Aufbrechen in die Mission sehr spontan, am hellichten Tag und darum nicht geplant gewesen. - Und zusätzlich war er wohl noch nervös wegen dem, was er nur kurz zuvor mit mir gemacht hatte. Doch egal wie gerne ich den Auftrag auch übernommen hätte, ich war noch viel zu unerfahren dazu, das wusste ich selbst. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich jenen Auftrag nicht überleben würde, war nicht gering. Und auch der Herr, der das Können seiner Diebe sehr gut beurteilen konnte, traute es mir noch nicht zu, sonst hätte er mich in das Auswürfeln mit einbezogen.
So fiel also der alles entscheidende Würfel ...und Raven hatte eben einfach Pech... Man bedauerte sie sehr darum und ich versuchte, ihr Mut zuzusprechen und erinnerte sie daran, was Volker falsch gemacht hatte und dass sie nachts unterwegs wäre. Nur Heiko machte noch geschmacklose Witze, während ich mich mit Raven unterhielt, indem er vorhatte, ihre Sarggröße mit einem Zollstock abzumessen. Dafür erhielt er einen Tritt ins Schienbein von ihr, sodass sich alle schaulustigen Diebe versammelten und auf eine Schlägerei warteten. Und auch wenn ich mich nicht all zu weit zurückerinnern kann, war ich mir doch absolut sicher, noch nie ein Mädchen gesehen zu haben, das sich mit einem Jungen prügeln würde, der ihr, allein schon vom Alter, überlegen sein müsste. Doch Raven hätte ich sogar zugetraut, dass sie dabei gewinnen würde – und ich glaube, da war ich nicht der Einzige.
Raven und Heiko standen sich gegenüber. Sie war richtig wütend, er aufgebracht wegen seines Beins, das er sich mit einer Hand rieb. Doch keiner von ihnen war wirklich bereit, Gewalt anzuwenden. So gifteten sie sich nur mit Blicken und hörbar hastigen Atemzügen an. Schließlich ging der Herr der Diebe dazwischen, gab Heiko zur Ablenkung eine kleine Aufgabe, die Vorräte an Essen zu prüfen und ordnete Raven an, ihn auf die Stufe im Konferenzsaal zu begleiten, wo auch sein Schreibtisch stand. Denn ab diesem Bereich hatte niemand von den anderen Dieben etwas zu suchen. Dort redete er in gedämpften Ton mit ihr, während Raven erst den Kopf hängen ließ, da sie wohl Ärger erwartete. Doch schon bald konnte sie ihn wieder ansehen. Ich schnappte ein paar wesentliche Worte auf, sodass ich mir den Inhalt des Gesprächs zusammenreimen konnte: Dass er ihr den Angriff auf Heiko heute durchgehen lassen würde, weil dieser es selbst provoziert hatte und dass sie sich wegen des Auftrags nicht von den anderen ärgern lassen solle, weil er fest an sie glaubt und auf ihr Können vertraut, dass sie es sicher schaffen wird. Anschließend erinnerte er sie an die reiche Bezahlung, die sie dafür erhalten würde und was sie sich alles davon kaufen könnte und riet ihr, sich zu beruhigen, bis es für sie so weit sein würde aufzubrechen.
An diesem Abend spielte ich Schach mit Peter, obwohl ich normalerweise immer nur gegen Raven spielte, weil sie eine würdige Gegnerin war. Aber sie war ja bereits aufgebrochen, um ihren Auftrag zu erledigen. Das hochwertige Schachspiel mit geschnitzten und bemalten Figuren hatte ich mal mitgehen lassen, als ich in ein Adelshaus einbrach. Die Spielregeln kannte ich, da ich in meinem früheren Leben wohl auch Schach gespielt hatte und auch Raven und der Herr der Diebe, der sich gerade zusammen mit Odo in der Schatzkammer aufhielt, wussten, wie man es spielt. Wir hatten es den anderen beigebracht, doch weil sie darin nicht geübt waren, konnten wir sie immer matt setzen. Darum war ich anfangs auch etwas gelangweilt und unaufmerksam, als ich gegen Peter spielte. Doch als das Spiel so richtig im Gange war, bemerkte ich, dass Peter diesmal wirklich gut spielte, fast zu gut...
„Es hat sich gelohnt ein Schachspiel zu klauen, um mit Rainer üben zu können!“, stellte dieser erfreut fest. Nun war ich wieder am Zug ...und ich war gerade am Verlieren... da öffnete sich auf einmal die Eingangstür.
Überraschenderweise stand Raven ganz außer Atem im Türrahmen – ohne Schwert. Alle Blicke waren nun auf sie gerichtet. „Ich schaffe das nicht allein! Ich brauche Hilfe!“, keuchte sie. „Derjenige kriegt auch die Hälfte der Bezahlung!“
Heiko meldete sich gleich darauf freiwillig. Komisch, die beiden hatten sich doch eben noch gestritten. Ging es ihm nur um das Geld? Aber wahrscheinlich tat es ihm inzwischen leid und er wollte sich auf diese Weise bei ihr einschmeicheln. Doch brauchte ich mir auch keine großen Gedanken darüber machen, da ich auch wusste, dass Raven sich nicht so einfach um den Finger wickeln ließ. So versank ich wieder in das Spiel. Da sah ich plötzlich, dass ich Peter mit einem raffinierten Zug auf der Stelle Schach matt setzen könnte. Doch noch bevor ich den Zug ausführen konnte, hörte ich Raven auf einmal meinen Namen aussprechen und wurde so wieder auf sie aufmerksam.
„Leander“, fragte sie, „weißt du eine Lösung?“
„Ja, ich hab doch tatsächlich eine gefunden!“, rief ich begeistert, mit dem Blick auf das Schachspiel. Wie auf Kommando starrten mich nun alle fassungslos an. Bei Peter konnte ich es mir ja noch erklären, immerhin würde der gleich verlieren, aber warum zog auch der Rest diese Gesichter...? Die steigern sich doch wohl nicht alle so in das Schachspiel hinein!
„Was denn?“, wollte ich wissen. „Ist mir gerade ein Geweih gewachsen, oder warum glotzt ihr mich so an?“ Doch sie blieben sprachlos, also versuchte ich es erneut: „Man muss sein Gehirn nur genügend anstrengen und um ein paar Ecken denken, dann kommt man auch zu einer Lösung. Also so schwer ist das nun auch wieder nicht!“
„Ach und wer von uns beiden prahlt hier jetzt?“, meldete sich Heiko endlich zurück.
„Nein, nein...“, stammelte ich, „ich meinte doch nur, dass ich nicht der einzige bin, der das kann und ich will ja auch nicht sagen, dass es einfach ist...“ – „Also einfach ist es ganz sicher nicht“, unterbrach mich Raven ernst, „und auch wenn du nicht der Einzige bist, der es kann, so wirst du wohl der Einzige bleiben, der mir freiwillig hilft. Worauf wartest du noch? Na los, lass uns nicht noch mehr Zeit mit Quatschen verschwenden und zieh dich um!“
Nun sah ich ganz schön dumm aus der Wäsche. Konnte es denn sein, dass es gar nicht um das Schachspiel ging und wir die ganze Zeit aneinander vorbei geredet hatten?! „Was?! Aber Heiko wollte doch...“, wollte ich einwenden, bis ich auch von diesem unterbrochen wurde.
„Nein, nein, mein Freund. Das kannst jetzt schön du übernehmen, Schlauberger“, wimmelte er mich ab.
„Als du nachgedacht hast, hast du wohl nicht mitbekommen, dass Heiko einen Rückzieher machte, nachdem er hörte, dass er die Wachen ablenken soll. Bitte, Leander, lass mich du nicht auch noch im Stich! Allein werden sie mich schnappen und aufspießen!“, flehte sie mit großen, blauen Augen, sodass ich, trotz mangelnder Fähigkeiten, einfach nicht mehr nein sagen konnte, sondern aufstand, um mich umzuziehen.
„Oh danke, Leander! Ich danke dir! Das werde ich dir nie vergessen!“, freute sich Raven riesig.
„Gut, jetzt weiß ich wenigstens, dass zumindest du mich auch nach meinem Tod nicht vergessen wirst...“, kam es sarkastisch von mir, während ich in den Schlafsaal ging, um meine schwarze Kleidung zu holen. „- Ach und Heiko, versuch erst gar nicht, mich abzumessen!“ Dabei ging mir durch den Kopf, dass es eine wahre Schande wäre, wie kurz mein Dasein, meiner Erinnerung nach zu urteilen, war, sollte ich tatsächlich heute Nacht sterben. Ich konnte nur hoffen, dass ich es nicht versauen würde...
„Das ist gemein!“, wandte Peter ein, als ich schwarz gekleidet zu ihnen zurückkam. „Du haust doch bloß ab, weil du Angst hast, ich könnte dich diesmal im Schach besiegen!“
„Ach, ja! Das hätte ich fast vergessen...“, sprach ich ganz kühn und machte meinen brillanten Zug. „Schach matt! Bis dann, Peter!“
Im Wald des Anwesens standen wir hinter einem Baum und Raven wollte meinen Plan hören, wie ich die Wachen, die sich draußen aufhielten, ablenken würde. Doch durch den Wald war mir schon eine tolle Idee gekommen! „Ich werde vom Gebüsch aus Geräusche machen, bis die Wachen kommen, um nachzusehen. Aber wenn es so weit ist, verstecke ich mich im Wald.“ Raven nickte zufrieden.
„...Und sobald das Gebäude nicht mehr von außen bewacht wird, versuche ich in das Anwesen zu gelangen und das Schwert zu finden und zu stehlen“, ergänzte sie und erkannte sogleich meine große Angst. „Leander, du brauchst nicht nervös zu sein. Ich weiß, du schaffst das“, sprach sie mir Mut zu, unterbrach sich jedoch selbst. „Oh, dieser Moment ist günstig! So, dann ist ja alles klar. - Also los!“ Sie verhüllte ihr Gesicht und schon war sie weg. Jedoch war ich, zu meinem Teil, noch immer mit der Situation überfordert.
Ich raschelte im Gebüsch, doch es war so leise, dass keine der Wachen darauf aufmerksam wurde. Also musste ich andere Maßnahmen ergreifen. In sicherer Entfernung, sodass ich einen deutlichen Vorsprung hatte um wegzulaufen, trat ich mit verhülltem Gesicht auf die offene Wiese des Grundstücks und sprang dort auf und ab, wedelte dabei mit den Armen und schrie mit einer vorsichtshalber verstellten Stimme: „Huhu! Ihr da drüben! Fangt mich doch, wenn ihr könnt! Ihr kriegt mich nie!“
Was ich da machte, musste ziemlich ulkig aussehen, darum musste ich mir selbst das Lachen verkneifen und hoffte, dass auch Raven sich zusammenreißen konnte, falls sie mich gerade sah. Die Wachen kamen geradewegs auf mich zugelaufen – und ihnen schien nicht zum Lachen zumute zu sein. Schnell lief ich wieder zurück in den Wald. Dort presste ich mich dann mit dem Rücken gegen einen dicken Baumstamm und wartete ab.
Ich lehnte da schon eine ganze Weile, bis ich auf einmal Schritte hörte, die näher kamen, also hielt ich die Luft an. Etwas streifte mich am Bein, doch es war dunkel und ich konnte nicht sehen, was es war. So schloss ich schnell die Augen.
„Was haben wir denn da?!“, rief auf einmal eine Wache direkt neben mir. Ich war starr vor Angst, konnte mich nicht bewegen, geschweige denn davonlaufen.
„Hast du ihn gefunden?“, hörte ich eine andere Wache fragen.
„Falscher Alarm!“, antwortete die neben mir. „Das war nur eine Katze!“ Die hatte also mein Bein gestreift!
Der Wachposten suchte weiter, während ich mich leise von Dannen schlich, wobei ich langsam rückwärts ging, um ihn ständig im Auge zu behalten. Darauf stieß ich plötzlich mit dem Rücken gegen jemanden und begann zu rennen, stolperte über eine Baumwurzel überschlug mich mehrmals und purzelte den Waldboden entlang.
„Oh nein, jetzt haben sie mich! Hätte ich Raven doch bloß gesagt, dass dieses Gespräch ein Missverständnis war und dann abgelehnt, dann säße ich hier jetzt nicht in der Patsche! Das ist doch noch eine Nummer zu groß für mich“, dachte ich, als mir ein Schwert entgegen kam und ich in meiner Rückenlage versuchte rückwärts zu kriechen, wobei mir zusätzlich auch noch ein großer Baumstumpf den Weg versperrte.
„Sieh mal, Leander, ich habe es! Ohne dich hätte ich das nicht geschafft! Gut dass nichts passiert ist, als wir gerade eben zusammengestoßen sind“, flüsterte mir Raven zu, die mit dem Schwert vor mir stand. „Hab ich dich etwa erschreckt?“
Wir wichen den Wachen geschickt aus und flüchteten so unentdeckt aus dem Wald. Als wir dann in sicherer Entfernung vom Anwesen waren, begannen wir gleichzeitig zu lachen und konnten uns kaum mehr beruhigen. Wir waren uns dabei sogar in die Arme gefallen und ich wusste, wie ihr gerade zumute war: Sie lachte nicht nur wegen des komischen Vorfalls im Wald, als ich unwissentlich versuchte, vor ihr zu flüchten, sondern vor allem aus Erleichterung, dass wir heil aus der Sache herausgekommen waren und sogar das Schwert hatten, das uns so viel Geld einbringen würde! Und das alles wusste ich so genau, weil es mir gerade nicht anders ging.
Raven schnappte nach Luft. „Du hättest dich sehen sollen, wie albern dein Ablenkungsmanöver ausgesehen hat! Ich dachte schon, ich platze gleich, wenn ich nicht sofort lachen kann...“
„Ich hatte auch mit dem Lachen zu kämpfen, aber als sie mich verfolgten, war mir gleich nicht mehr danach“, erzählte ich. „Na wenigstens hat sich diese Peinlichkeit dann gelohnt und niemand hat erfahren, dass ich es war. – Das wird doch wohl unser Geheimnis bleiben?“
„Ja, sicher! Oh, das hast du ausgezeichnet hingekriegt! Alles und jeder ist auf dich aufmerksam geworden und es war schon zu leicht, sich das Schwert zu schnappen und dabei nicht entdeckt zu werden, während alle zum Fenster raus glotzen“, schwärmte sie.
„Also hat jeder gesehen, wie ich mich zum Narren gemacht habe. Das ist ja toll!“, meinte ich ironisch. „Hoffentlich erkennt mich wirklich keiner wieder.“
„Sicherlich nicht. Es ist stockfinstere Nacht. ...Naja, es war zwar mit Abstand das ulkigste Ablenkungsmanöver, das ich je gesehen habe, aber gleichzeitig auch das wirkungsvollste!“, lobte mich Raven grinsend. „So viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr! Ich finde, wir sollten öfter zusammenarbeiten! – Natürlich nur, wenn du das auch willst.“
„Mit dir immer wieder gern! - Aber dann bitte keine Aufträge mehr, die eigentlich eine Nummer zu groß für mich wären“, erklärte ich ihr lächelnd, was sie offensichtlich freute. „Komm, lass mich das Schwert tragen. Es wird dir bestimmt schon schwer!“, meinte ich, worauf sie es mir dankbar reichte.
Beim Lagerhaus angekommen, schlichen wir uns hinunter in die Diebesgilde, aus Rücksicht da die anderen vielleicht schon schliefen. Doch unten bei den Wandteppichen angekommen, hörten wir schon die laute Stimme von Alessandro schimpfen und wussten somit, dass noch niemand zur Ruhe gekommen war. „Wie konntet ihr ihn da nur mitgehen lassen, wo ihr doch genau wusstet, dass Leander kaum erahnen konnte, was ihn dort erwarten würde?! – Aber unter euch elendigen Feiglingen hat sich ja keiner getraut, obwohl jeder einzelne von euch mehr praktische Erfahrung hat als er! Ich fasse es einfach nicht: Wenn Sixtus und Tassilo in der Taverne und Odo und ich in der Schatzkammer sind, ist niemand mehr hier, der Verantwortung übernimmt, weil Xenia und Leon wohl glauben, sie wären nur für ihr eigenes Kind verantwortlich! Was, wenn Leander durch seine Unerfahrenheit in Schwierigkeiten geraten ist? Dann wird Raven aufgehalten, weil sie ihm helfen muss, wird dadurch unaufmerksam und wird vielleicht ertappt! Dann habt ihr gleich zwei auf dem Gewissen! – Und ich bin für euch alle verantwortlich!“ Raven und ich waren wie gebannt und konnten gar nicht anders, als zu lauschen. Zugegeben, wir waren neugierig. - Aber immerhin wurde da über uns gesprochen!
„Herr“, wandte Peter nun vorsichtig ein, „wenn es Euch beruhigt, ich denke, dass Leander sein Gebiet, für die Zeit die er nun hier ist, ganz gut beherrscht.“
Nun redete der Herr wieder etwas ruhiger. „Es ist ja auch nicht so, dass ich ausschließe, dass er zurückkommt, aber...“
„Nun, dann will ich Euch auch nicht enttäuschen“, erklärte ich stolz, während ich mit Raven in den Konferenzsaal trat. Mit einer Hand erhob ich nun das Schwert, dessen Griff mit vielen, glitzernden Edelsteinen verziert war, mit der anderen nahm ich Ravens Hand und riss auch ihren Arm triumphierend in die Luft, worauf sie vor Vergnügen kicherte.
„Dem Himmel sei Dank, ihr seid zurück“, stellte der Herr erleichtert fest. „Raven, setz ihn bitte nie wieder solchen Gefahren aus!“
„Und was ist mit den Gefahren, denen ich allein gegenüber stand?“, wollte diese wissen.
„Du hast ja Recht, aber jemand anders hätte dir helfen müssen.“ Dann wandte sich der Herr der Diebe mir zu: „Und du hast wohl auch nicht nachgedacht, als du mit ihr gegangen bist...“
„Doch, aber was sollte ich denn machen, wenn die anderen nicht bereit waren, zu helfen? Ich konnte Raven doch nicht im Stich lassen“, erklärte ich meinen Standpunkt.
„Ach Leander, du scheinst dich für alles verantwortlich zu fühlen. Das erinnert mich doch an jemanden...“ Für einen kurzen Moment lächelte er stumm in sich hinein, dann meinte er: „Du hast zwar ein Herz aus Gold, aber einen Verstand wie eine gepuderte Perücke: äußerst fragwürdig, was du dir dabei gedacht hast... Aber zum Glück ist es nochmal gut gegangen.“
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