Leseprobe-Märchen


Die verschwundene Prinzessin



Es war einmal eine wunderschöne und herzensgute Prinzessin namens Leonora. Ihr Herz war so groß wie ein riesiger Berg und ihre Güte strahlte noch heller als die Sonne. Niemand kannte eine liebreizendere Person als die Prinzessin, denn sie versorgte die Kranken, half den Alten, verteidigte die Schwachen und gab den Hungrigen zu essen, half Tieren in Not, hüllte kleine Vögel, die aus dem Nest gefallen waren, in ihr seidenes Taschentuch und setzte sie behutsam wieder zurück, tröstete kleine Kinder, wenn sie sich weh getan hatten und schlichtete jeden Streit mit viel Geduld. Ihre Liebenswürdigkeit war in das ganze Königreich vorgedrungen und einfach jeder hatte sie gern, besonders der Ritter Constantin! Denn er war längst unsterblich in den Sonnenschein des ganzen Reichs verliebt, hatte sich jedoch nie getraut, es ihr zu gestehen.
Eines Tages hatte man einen riesigen, furchterregenden Drachen im Königreich gesichtet! Seit diesem Tag war die Prinzessin ohne jede Spur verschwunden. Der Drache musste sie wohl entführt haben und gefangen halten! Alle waren traurig, dass ihre liebste Hoffnungsblüte nun fehlte, weil außer ihr nur noch die Fee namens Elrona im Königreich war, die man erst lange bitten musste, bis sie half.
Leonoras Vater, der König, war untröstlich über den Verlust seiner Tochter und sandte darum alle Männer aus, die Prinzessin zu ihm zurück zu bringen. Derjenige, dem dies gelingt, dürfe sie als Belohnung zur Frau nehmen. Inzwischen hatte man voller Eifer auch das Versteck des Drachen gefunden. Doch dieser schlug alle Krieger in die Flucht, noch bevor diese die Prinzessin überhaupt zu Gesicht bekommen hatten.
Von Zeit zu Zeit fürchtete so mancher schon, der Drache hätte Leonora längst aufgefressen, doch ihr Vater glaubte fest daran, dass seine Tochter noch lebt, sowie auch Constantin. So machte sich der Ritter schon bald auf zu der eingefallenen Burg, in der der Drache hauste, um die strahlende Schönheit endlich heim zu bringen. Bei diesem gefährlichen Abenteuer begleitete ihn einzig und allein sein treuer Jagdfalke Haru.
Der tapfere Ritter hatte sich einen Plan überlegt, wie er den Drachen vielleicht überlisten könnte und blendete ihn, sobald er das Untier erblickte, mit seiner blank geputzten Schwertklinge, in der sich die kräftig scheinende Sonne spiegelte. Da traute er beinahe seinen Augen nicht! Denn das Schwert, in dem sich doch eigentlich der Drache spiegeln müsste, zeigte ihm das Bild der Prinzessin!
Da erkannte Constantin die Wahrheit: „Nein, du bist kein wahrer Drache. Du bist Prinzessin Leonora und man hat dich verflucht!“
„Endlich hat mich jemand erkannt!“, hörte er die Worte des Drachen. „Der Fluch lässt mich zu keinem sprechen, der mich nicht erkennt.“
„Wer hat dir das nur angetan?“, wollte Constantin wissen.
„Es war die Fee Elrona! Sie sagte, seit ich alt genug war, den Menschen zu helfen, bettelt keiner mehr um ihre Hilfe, was sie einstmals doch so sehr genossen hatte. Sie hasste meinen Liebreiz, meine Freundlichkeit, Schönheit und Güte. Sie wollte wieder um ihre Schönheit beneidet und ihrer Taten wegen verehrt werden. So beschloss sie, mich in einen Drachen zu verwandeln und damit hässlich und furchterregend für alle zu machen“, erzählte die verwandelte Prinzessin. „Nur mein Spiegelbild zeigt noch, wer ich wirklich bin.“
„Diese Hexe!“, schimpfte Constantin. „Was können wir tun, um den Zauber zu brechen?“
„Ohne ihren Zauberstab ist sie nur eine gewöhnliche Frau. Brich den Stab entzwei und aller Zauber wird gebrochen sein. Doch diesen trägt sie immer bei sich, Tag und Nacht. Es wird nicht leicht werden, ihn ihr abzunehmen“, befürchtete der Drache.
Doch Constantin meinte: „Keine Sorge. Ich werde mir schon eine List ausdenken, wie ich an den Zauberstab komme!“
So überlegten sie gemeinsam, was zu tun wäre und kamen sich im Gespräch allmählich näher, bis letztendlich ein passender Plan ausgeheckt war. Wie es in ihrer Idee vorgesehen war, besorgte sich Constantin die Utensilien eines Künstlers und ging damit zum großen Anwesen der bösen Fee. Sein Falke Haru begleitete ihn dabei fliegend von der Luft aus und versteckte sich im Geäst eines Baums in Elronas Vorgarten, bevor Constantin am prachtvollen Portal klopfte. Auf der Stelle glitt die Tür wie von Geisterhand über den Boden, öffnete sich somit und gab einen Blick in das Gebäude frei, wo Elrona bereits den langen Flur entlang, auf ihn zu stolzierte.
„Ach, der edle Ritter Constantin!“, erkannte sie ihren Besuch. „Ihr seht heute anders aus als sonst“, stellte sie sogleich fest. „Was führt Euch zu mir?“
Constantin verneigte sich würdevoll und antwortete: „Eure Schönheit, verehrte Fee! Ich bewundere Euch insgeheim schon so lange und wagte es nur nicht, es Euch zu gestehen. Nicht viele kennen meine Begabung als Künstler, doch mein Begehren, Eure Herrlichkeit in einem Portrait festzuhalten, weilt schon eine halbe Ewigkeit. So bitte ich Euch, mir Modell zu stehen für ein Bild, wie es die Welt noch nicht gesehen hat!“
Die eingebildete Fee fühlte sich geschmeichelt und willigte ein.
„Der Vorgarten, dort bei dem Baum, wäre doch eine passende Kulisse“, fand Constantin. „So breitet Eure Arme aus und haltet den Zauberstab hoch erhoben. – Sehr schön! Ihr seht so mächtig aus!“
Von Constantins Lob geehrt, versuchte die Fee für das Portrait möglichst Still zu halten. Dann gab der Ritter seinem Falken das Zeichen. Dieser flog los, schnappte sich blitzschnell den erhobenen Zauberstab aus Elronas Hand und brachte ihn seinem Herrn, der ihn sogleich zerbrach.
„Nein!“, schrie die böse Elrona entsetzt, als im selben Moment hinter ihr auch das von ihr gezauberte Anwesen in sich zusammenbrach. „Wie konntet Ihr es wagen?!“
„Das ist dafür, dass Ihr die Prinzessin in einen Drachen verwandelt habt!“, ließ Constantin sie wissen, bevor er, zusammen mit seinem Falken, in die Stadt zurückkehrte, um sein Pferd zu holen. Damit ritt er zur Burg, wo Leonora einst als Drache gehaust hatte und brachte die Prinzessin, die nun wieder ihre wahre Gestalt angenommen hatte, endlich zurück in ihr Königreich.
Der König war außer sich vor Freude, seine Tochter wiederzuhaben und gab sie als Dank dem edlen Ritter zur Frau. So lebten sie von nun an glücklich und zufrieden in ihrem Königreich, in dem die böse Elrona ohne ihren Zauberstab keinem mehr schaden konnte und vor Schande aus dem Land verschwand. Gemeinsam vollbrachte das junge Paar auch weiterhin gute Taten, um ihrem Volk zu helfen.

Gezeichnet von Nicole Ruthmann


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